Kletterwand-Karrieren

Die Kletterwand-Karriere ist ein Ausweg aus dem Hierarchie-Dilemma.

Ich selber habe verschiedene Hierarchieebenen durchlaufen. Vom fachlichen, disziplinarischen und bis zu fachlichen mit größerem Verantwortungsbereich. Ein Schritt vor oder eine Karrierestufe höher und dann ein Schritt nach rechts oder nach links. Und dennoch Karriere machen? JA.

Wenn Hierarchien sich verflachen, braucht es Alternativen für die Karriere. Gibt es die nicht, ist es nur logisch, dass Führungskräfte und Manager den notwendigen Wandel blockieren. Sogenannte Kletterwand-Karrieren bieten einen Ausweg aus diesem Dilemma.

Mit der zunehmenden Agilisierung werden Hierarchien vielfach zurückgebaut. Denn sie machen ein Unternehmen schwerfällig und träge. Um Status, Ruhm, Macht und Kontrolle zu erlangen, haben amtierende Führungskräfte lange gekämpft. Dies freiwillig wieder abzugeben, ist ziemlich schwer.

Hierarchie-Rückbau verlangt also Karriere-Alternativen. Kletterwand-Karrieren mit Rollenflexibilität sind ein gangbarer Weg. Mal ist jemand Führungskraft eines Teams, mal Leiter eines Projekts, mal Verantwortlicher eines Prozesses, mal agiert er ohne Führungsaufgaben in einem Expertenteam. Wird eine Führungsrolle abgegeben, ist dies weder mit Blamage noch mit Demontage verbunden.

Ein solcher Schritt wird auch nicht als Rückschritt, sondern als Seitwärtsbewegung betrachtet. Fach- und Führungskarrieren werden gleichgesetzt. Vorgezeichnete Karrierewege, die zwangsläufig in einer Führungsposition mit Mitarbeiterverantwortung enden, gibt es dabei nicht mehr. Unter dem Strich bedeutet dies meist mehr Freiheit und weniger Druck.

Werden Kletterwand-Karrieren eingeführt, kann man ohne Gesichtsverlust in die Fachexpertise wechseln. Dies ist auch deshalb sinnvoll, weil Spitzen-Fachleute immer dringender benötigt werden. Statt Zwangsaufstieg auf der Karriereleiter, ermöglicht man guten Fachspezialisten neue Herausforderungen in der Breite der Unternehmenslandschaft.

In vielen Organisationen ist noch immer ein Denken verankert, dass Karriere gleichsetzt ist mit hierarchischem Aufstieg. Der Weg nach Oben folgt einem bestimmten Plan. Doch von Karriereleitern kann man auch fallen. An der Kletterwand hingegen, kann man relativ leicht eine neue Route einschlagen. Vorausgesetzt, man begibt sich zwischenzeitlich wieder auf festen Boden und beginnt dann von vorne.

Egal mit welchem Aufstieg man weitermacht: Alles, was man bei den vorhergehenden Versuchen gelernt hat, kann helfen, die nächste Route schneller zu packen. Außerdem sind diejenigen, die sich auf der Kletterwand bewegen grundsätzlich agiler und anpassungsfähiger.

Für Führungskarrieren kommen dabei ausschließlich Menschenexperten infrage. Denn nicht jeder gute Fachmann ist zwangsläufig auch eine gute Führungskraft. Doch paradoxerweise heißt Beförderung vielerorts nach wie vor: Gute Leistungen werden mit einer Führungsaufgabe belohnt. Da wird dann jemand besser bezahlt, damit er etwas aufgibt, was er gut kann, um etwas zu tun, was er weniger gut kann. Kletterwand-Karrieren beugen solchen Fehlbesetzungen vor.

Für viele junge High Potentials sind klassische Karriereleiter nicht mehr erstrebenswert. Natürlich wollen auch die Generation Z Karriere machen, nur eben anders. Viele Karrieren wollen Sie machen, nicht nur eine.

Eine Bezahlung oder Beförderung rein nach der Dauer des Arbeitsverhältnisses oder dem Lebensalter, sei für die Generation Z schwer nachvollziehbar. Die Generation Z wünscht sich, nach Leistung gemessen, vergütet und befördert zu werden. Statt einem vorgezeichneten Karriereweg zu folgen, steht die Kletterwand für eine Zickzack-Route mit ungewissem Ausgang. Diese lassen sich gern auf solche Risiken ein, weil man an ihnen wächst.

An der Kletterwand kann man relativ leicht eine neue Richtung einschlagen, sollte eine Sackgasse auftauchen – vor allem in Zeiten, in denen der tägliche Wandel zur Normalität wird. Insofern sind Kletterwand-Karrieren sogar ein dringend benötigter Baustein, um die Zukunft eines Unternehmens zu sichern.

Bei einer Zielerreichung ist es wichtig, dass man sein Ziel im Fokus behält, dabei jedoch flexibel bleibt und auch mal Umwege annimmt. Ein Baum steht auch fest verwurzelt, rankt hoch empor und bewegt sich sanft im Wind. Nichts ist statisch und Flexibilität ist in meinen Augen eine wichtige Eigenschaft zur Zielerreichung. – Mirčo Krsteski

Kontaktieren Sie mich, wenn Sie vertiefende Fragen haben. Ich freue mich auf Ihr Anliegen.

Quelle: hrtoday.ch

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